Jutta Gottschalts TALK-Stunde mit Andrea Plennis

Kultur im Bollerwagen

Nur Filterkaffee und selbstgebackener Kuchen: Mit diesen Prämissen startete Andrea Plennis vor gut 10 Jahren ihr zweites Berufsleben. Nach langen Jahren im Versicherungsgewerbe kündigte sie ihre Stelle, um die kommerzialisierten Veränderungen des Betriebes nicht länger mitmachen zu müssen. Näher an den Menschen, näher an der Kultur: Mit diesen Zielen wagte sie sich in die Selbstständigkeit und eröffnete in der Aegidienstraße ihren Traum: ein Kultur-Café: „Dreas Stuuv“. Unter dem Turm der Aegidienkirche entwickelte sich schnell ein Zentrum für Darbietungen mit Musik, für Lesungen, für Gespräche mit Kulturinteressierten. Das Angebot weitete sich aus, Themenabende von Kästner bis Asterix über Tucholsky und Ringelnatz folgten. Ohren, Augen und Gaumen wurde etwas geboten, was zu „familiärer Wohnzimmer-Atmosphäre“ mit der „Kundschaft“ im Café führte.

Die Corona-Krise verlangte neue Formate, das Café gibt es leider nicht mehr. Aber Andrea Plennis gibt es noch, die die „Wandel-Lesungen“ ins Leben rief. Mit einem Bollerwagen, gefüllt mit Filterkaffee, Literatur und süßem Kuchen, zog sie durch die Straßen Lübecks. An kulturellen Plätzen wurden Hocker aufgestellt, die Lesungen begannen und die Leckereien des Wagens wurden genossen. Dann zog der „Tross“ weiter zur nächsten Station. Plennis weitete ihre Ideen aus: Wandel-Lesungen, Themenabende, Venyl-Platten-Treffen, eine Schreib-Werkstatt bietet sie heute mit viel Erfolg an.

Jutta Gottschalt hatte mit Andrea Plennis eine Frau zu Gast, die mit ihrem Mut und ihrer Selbstständigkeit beeindruckte und die sich den meist schwierigen Bedingungen in der Kulturwelt erfolgreich stellt. Und die die Kultur im Bollerwagen unter die Leute bringt!

Text und Fotos / Michael Leberke