Auch eine Kirche kommt in die Jahre
Jürgen Rösing erläutert die Sanierungsmaßnahmen an St. Marien

Wir kennen es alle: Nach ein paar Jahren müssen wir tapezieren und streichen und in größeren Zeitabständen größere Schäden am Mauerwerk oder Dach beseitigen. Und der St. Marien-Kirche ergeht es seit über 700 Jahren nicht anders. Alle 70 Jahre etwa steht eine größere Sanierung und Restaurierung an, erklärte Jürgen Rösing aus der Bauabteilung des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Nur ist das nicht so einfach wie in unseren Wohnstuben.


Detailreich und anschaulich zeigte Jürgen Rösing die vielfältigen Überlegungen, die notwendig sind, um den gotischen Bau zu erhalten. Eine Gewölbehöhe von 38,5 m Höhe erfordert vor einer völligen Einrüstung des Raumes eine selektive Schadensbewertung. Das Gerüst mitten in Marien zeugte davon. Die Restauratoren und Handwerker müssen direkten Kontakt z.B. zu den Wänden und Gewölben haben. Erst danach entwickle sich der Gesamtplan der Kirchengemeinde mit Denkmalpflege, Handwerkern und Kirchenkreis, um die Arbeiten zu beginnen.
An ausgewählten Beispielen zeigte Jürgen Rösing die Überlegungen auf. So viel wie möglich soll erhalten bleiben, nur Notwendiges wird ersetzt. Dazu bedarf es einer Materialuntersuchung, damit alte und neue Materialien zusammenpassen. Das ist in der Vergangenheit nicht immer passiert und schuf neue Schäden. Kam der Mörtel beim Bau um 1300 aus Segeberg, wird jetzt versucht, ein gleiches Material herzustellen. Alte Zuganker hatten eine andere Zusammensetzung als moderner Stahl. Die Fenster wurden nach dem Krieg nur einseitig verkittet. Die Briefkapelle hat ein feuchtes Mauerwerk, die Wände versalzen. Eine Winterbenutzung ist hier nicht möglich, denn es darf nicht geheizt werden. Wird sie reines Museum oder auch künftig als Kirchenraum genutzt?
Die Arbeiten hier haben begonnen, bestätigt wurde zuvor auch die Nutzung als Kirchenraum, denn die Kirche ist kein Museum.
Um die Auflösungserscheinungen der Backsteine zu stoppen, wird zukünftig diese Kapelle nur leicht temperiert, so dass sie auch im Herbst und Frühjahr gut nutzbar ist.    
Die Standortfrage des Altars muss geklärt werden. (Und die Frage nach dem Fredenhagen-Altar auch. M.L.) Von der irreparablen elektrischen Heizung ganz zu schweigen.
Alle Arbeiten gehen nur schrittweise. Und bis 2030 soll St. Marien einen „neuen Anstrich“ erhalten haben, der dann wieder 70 Jahre hält.



Text und Photos: Michael Leberke