Dr. Bettina Greiner berichtet über die Arbeit des Willy-Brandt-Hauses
Demokratie erinnern – Demokratie verteidigen – Demokratie entwickeln
Die Demokratie als Staatsform steht seit einigen Jahren unter Druck. Systemverachtung findet zum Teil bis in die Mitte der Gesellschaft statt. Wahlergebnisse zeigen, dass versucht wird, die demokratischen Formen zu unterlaufen und zu missbrauchen.
Hier ist eine klare Positionierung notwendig!
Dr. Bettina Greiner, Leiterin des Willy-Brandt-Hauses in Lübeck, sieht es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an, den Gedanken der Demokratisierung, ihre Entstehung und ihren Wert für die Gesellschaft aufzuzeigen. Ein wesentlicher Aspekt bei dieser Arbeit sei die Erinnerung an das Werden der Demokratie: das Ringen um die Einführung einer allgemeinen Mitbestimmung und um die Durchsetzung von Menschlichkeit. Die wichtige Erinnerung an die beiden Diktaturen in Deutschland bleibe dabei zentral, die Erinnerung an positive demokratische Traditionen sei aber eine bedeutsame Ergänzung.
Die sieben überparteilichen Politikergedenkstiftungen des Bundes (eine ist die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung) haben zum Ziel, mit ihrer Bildungsarbeit die Geschichte der Demokratie aufzuzeigen. „Orte der Demokratie“ sollen das unterschiedliche Demokratieverständnis seit der Französischen Revolution 1789 und die Vielfalt in der Ausgestaltung deutlich werden lassen. Eine „Route der Demokratiegeschichte“ der Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“ veranschaulicht im Internet, welch reiches Erbe besteht: https://demokratie-geschichte.de/.
Dr. Greiner betonte, dass Demokratie verletzbar sei, sie müsse ständig erneuert und verteidigt werden, sie sei nicht selbstverständlich. Aber, so Greiner weiter, es reiche nicht, nur auf ihre Verletzlichkeit aufmerksam zu machen, um Menschen für die Demokratie zu begeistern. Vielmehr müssten die Stärken der Demokratie betont werden, ohne dabei Ambivalenzen auszuklammern. So werde deutlich, dass Demokratie nicht statisch sei, sondern ständig mit kritischer Reflexion als offener Prozess geführt werden müsse. Und Erinnern allein reiche nicht, sondern Demokratie müsse positiv erfahren werden, in vielen Bereichen der Gesellschaft: Schule, Behörden, Arbeitsplätzen.
Das Willy-Brandt-Haus (https://willy-brandt.de/ausstellungen/ausstellungen/haus-luebeck/) ist ein „Ort der Demokratiegeschichte“, an dem an diesen Zielen gearbeitet werde. Und wie sich Demokratie entwickelt, wird auch die Ausstellung im Haus weiterentwickelt und bekommt in den nächsten Jahren eine neue Form.