Die Wakenitz – der Fluss ohne Quelle.

Frank Gottschalk zeigt die Geschichte des Flusses und das Leben in ihm.


Die Lübecker kennen und lieben ihre Wakenitz, dieses Gewässer mit wenig Fließgeschwindigkeit, das Baden, Rudern, Paddeln und Angeln ermöglicht – und manchmal Schlittschuhlaufen. Frank Gottschalk erklärte die Entstehung des 15 km langen Gewässers, das den Ablauf des Ratzeburger Sees bildet, seit die Weichsel-Kaltzeit beendet war. Die Wakenitz fließt anfänglich schmal als „Langer Jammer“ und verwandelt sich dann ab der Eisenbahnbrücke bis zum Burgtor in eine Art Seenlandschaft. Mit farbigen Landkarten wurde diese Veränderung seit der Aufstauung 1290 verdeutlicht, die im Mittelalter sowohl durch das Lübecker Verteidigungsbedürnis im Osten der Stadt als auch durch den Bedarf an Brau- und Trinkwasser nötig wurde. Historisch bewusster ist die Wakenitz als deutsch-deutscher Grenzfluss, der die BRD von der DDR bis 1989 trennte..

Als Folge des Grenzbereichs ergab sich hier ein Teil des „Grünen Bandes“ durch Deutschland, da der Landstrich nicht genutzt wurde. Im Verlauf der Wakenitz wurden über 2000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten gezählt, davon 217 bedrohte Tierarten, so dass dies Flussgebiet vor unserer Haustür 1999 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde.

Welche Schätze die Natur unter der Wasseroberfläche zu bieten hat, zeigte Frank Gottschalk anhand der Fried- und Raubfische. Rotaugen, Karpfen, Brassen, Hechte, Aale, Welse und Barsche wurden mit ihren Besonderheiten in den Biotopen, ihren Verhaltensweisen und Fress- und Vermehrungsgewohnheiten erklärt. Und eine Anleitung zum Braten und sauer Einlegen gab es auch gleich… Der Fischreichtum zeigt sich auch heute noch in historischen Bezeichnungen wie Absalonshorst, Huntenhorst, Nädlershorst, Harbershorst: Horste waren trockene Erhebungen in der sumpfigen Flusslandschaft, die von Fischern genutzt wurden.

Mit Stadtplan, Fotos, Grafiken, historischen Karten und einem Messband führte Gottschalk unterhaltsam und informationsreich in die Vielfalt der Wakenitz. Und einzig bleibt dieser Fluss ohne Quelle bis zum Schluss: Statt einer Mündung „verschwindet“ er in einem Rohrgebilde und gibt sein Wasser an den Krähenteich und den Kanal ab.

Text und Fotos / Michael Leberke
Wakenitzverlauf-1493-Schedelsche-Weltchronik