Orgeln begegnen uns in unseren Kirchen – ohne sie ist die Musik im Gottesdienst schwer vorstellbar. Und doch, so führte Johannes Unger, der Organist an St. Marien und Dom in Lübeck aus, ist das Instrument keine Erfindung des Mittelalters. Schon in Griechenland wurde mit Wasserdruck und Pfeifen Musik gespielt.
Die drei Orgeln in der Marienkirche funktionieren natürlich mit Luftdruck. Und wie die Luft in die Pfeifen kommt, wurde anschaulich und verständlich erklärt. Mithilfe eines Balges (oder Motors) wird „Wind“ als Druck über Windkanäle in einer Windlade „gespeichert“, über Ventile, die mit der Tastatur und den Pedalen gesteuert werden, gelangt die Luft in die Pfeifen – der Ton entsteht. Was hier vereinfacht genannt wird, ist komplexer – und nicht zu sehen. In der „Orgelkiste“ verbirgt sich die komplizierte Technik des Orgelbaus.
Welche Töne erzeugt werden können, zeigte Johannes Unger auf der Orgel im Marienwerkhaus, die ursprünglich für die MUK gedacht war. Tiefe, hohe, breite, klare und verspielte Klänge demonstrierten die Vielfalt dieses Instruments.
Die Orgeln in der Marienkirche – die erste ist wohlschon 1392 existent gewesen – bereiten heute viel Sorgen. Die Totentanz-Orgel (die dritte Orgel von 1982 an dieser Stelle) leidet unter der Feuchtigkeit des Standortes, der Schimmelbildung und eines Lackes, der den Schimmel fördert. Die große Orgel mit ihren 10m hohen Zinn-Pfeifen, die ihren Platz an der Westfront seit 1516 hat und 1968 den Kriegsverlust ersetzte, ist marode und soll einem Neubau weichen. Lettner-Orgel und die Orgel der Briefkapelle bedürfen auch der Pflege.
Der Weg zu einer neuen großen Orgel ist bereits beschritten. Und so können wir gespannt in die Zukunft blicken, dass die mächtige Musik der Orgel wieder klar erklingt.